Erzählungen zum Zeitgeschehen und zum Wandel der Ideale im Laufe des Lebens,
berührende Porträts von Menschen am Rande der Gesellschaft, das Verlöschen der Erinnerungen durch Demenz –
die Autorin spannt in Prosa und Lyrik einen poetischen Bogen über unsere große und unsere kleine Welt,
in der auch Kafka und Rainer Maria Rilke Widerhall hervorrufen.
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LESEPROBE
Als der Unaussprechliche sich seinem Propheten offenbarte –
im brennenden Dornbusch, der im Brennen nicht verbrannte –,
gab er seinen Namen preis, der hieß: „Ich bin und werde immer sein.“
Er werde sein mit seinem Volk, das halten sollte sein Gebot und ihn verehren ohne jeden Zweifel,
und er versprach, so liest man,
das Land bis zu den Zedern des Libanon, bis zu den Wassern des Euphrat
den Nachfahren des Abraham und seiner Frau, nicht aber jenen Abrahams und seiner Magd:
Die schickte dieser, so liest man weiter, fort in die Wüste,
zusammen mit dem Kind, Abrahams erstgeborenem Sohn,
denn dieser sollte keinen Anspruch haben auf das Land, auf dem des Vaters Haus und Weinberg standen.
Wundersam wurden sie zwar gerettet,
die Magd mit ihrem Sohn, der auch der Sohn von Abraham war.
Doch trennte so am Anfang schon das Land in die, die recht-, und die, die unrechtmäßig waren.
Vor Kurzem brannte ein Mensch von neunzehn Jahren lichterloh –
im Lazarettzelt, nach einem Raketenschlag gefesselt an sein Krankenbett.
Verbrannte, starb wie seine Mutter, kurz darauf die Schwester und der Bruder.
Die Bilder seiner brennenden Hand, des zuckenden Körpers am Infusionstropf
gingen um die Welt, sie konnten von allen gesehen werden –
hätten von allen gesehen werden können, die Augen haben zu sehen.
Dieses Sterben, live übertragen, hätte zu einem Aufschrei werden können gegen die Gewalt,
erreichte aber nur begrenztes Echo, dem bald darauf die Stille des Vergessens folgte.
Das Sterben selbst wurde danach von den Verursachern zum Propagandamittel erklärt,
zu einem inszenierten Theaterstück.
So wurde diesem Menschen nicht nur sein Leben weggenommen, sondern auch sein Tod.
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INFORMATIONEN ZUM BUCH
Christa Stierl
DER GAST
Lyrik und Prosa
Verlag am Sipbach, ISBN: 978-3-903259-63-8
1. Auflage Juni 2025
Softcover mit Klappen,
128 Seiten, € 21,90
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