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Ende des 1. Weltkriegs und in den Tagen der bolschewistischen Revolution kreuzen sich
in einer russischen Kleinstadt die Lebenswege mehrerer Protagonisten.
Der österreichische Kriegsgefangene Stefan Welser, ein junger Eisenbahningenieur,
hadert mit seiner Kriegsverletzung.
Sein Freund und Mitgefangener, der Lehrer Josef, sinnt auf Flucht,
bis er Maria, der Tochter des Lagerarztes, begegnet.
Der Student Simon ist mit den antisemitischen Anfeindungen mancher Mitgefangenen konfrontiert.
Maria träumt von der Gleichstellung der russischen Frau,
ihre Freundin Rahel kämpft für die Befreiung von der zaristischen Autokratie,
während die Prostituierte Julija sich anzupassen versucht.
Ihnen allen stehen der Kommandant des Kriegsgefangenenlagers und dessen Vater gegenüber,
deren Leben durch die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche des Jahres 1917
eine unerwartete Wendung erfährt.
Alle suchen sie Wege, die Fährnisse ihres Lebens zu ertragen oder zu überwinden.
Die Erfahrung der Freundschaft ist dafür unerlässlich.

Wie in seinem Roman Diese unstillbare Sehnsucht siedelt Konrad Grossmann
auch in seinem neuen Werk die Handlung in einer fiktiven russischen Kleinstadt namens Mirsk an.
Mit detailreicher historischer Sachkenntnis führt uns der Autor
in die Welt eines russischen Kriegsgefangenenlagers am Ende des Ersten Weltkriegs
und zum Beginn der russischen Revolution von 1917.
In Grossmanns für die heutige Zeit beinahe solitärer Erzählhaltung
klingt der Ton der großen russischen Romanciers des 19. Jahrhunderts
und zugleich jener der romantischen Abenteuergeschichten des Winnetou-Erfinders Karl May an.
Seine Figuren sind allesamt Suchende, Liebende, Hoffende und Träumer.
In ihnen scheint die grundsätzlich lebensbejahende Grundhaltung des Autors durch,
der selbst angesichts von Tragik und Kriegsschrecken
an das Gute im Menschen und an die Kraft des Erzählens glaubt:
„Alles bestand aus Geschichten. Sie halfen einem, mit der Welt, wie sie war, zurechtzukommen.
Mit all dem Unglück, aber auch mit all dem Glück.“ 

Rudolf Habringer, Walding

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LESEPROBE

Rahel
Endlich kam wieder Bewegung in die Schlange, Julija und sie rückten einige Schritte vor.
Vielleicht hatten sie heute Glück. Gestern waren sie zwei Stunden angestanden.
Kurz bevor sie den Eingang erreicht hatten, war der Bäcker herausgetreten und hatte verkündet,
dass es kein Brot mehr gab. Sie waren mit leeren Händen nach Hause gegangen.
Deswegen hatten sie sich heute früher angestellt, gleich nachdem ihre Schicht zu Ende war.
Julija fror. Und sie sah müde aus. Seit sie in Schlomos Bordell arbeitete, sah sie immer müde aus.
Ihre Nächte waren kurz, oft ging ihr letzter Freier erst gegen drei oder vier Uhr morgens.
Ihr blieben nur wenige Stunden Schlaf, ehe ihre Kinder aufwachten.
Julija erzählte von der Zeichnung einer Lokomotive, die Kolja, ihr fünfjähriger Sohn, gestern angefertigt hatte.
Offenbar besaß der Junge Talent, die Zeichnung schien alle möglichen Details zu enthalten.
Plötzlich brach sie mitten im Satz ab. Ein Trupp Kriegsgefangener bog in die Gasse.
Links und rechts von ihnen marschierten mehrere Wachposten. Julija erstarrte, als sie die Gefangenen sah.
Roman, Koljas und Anjas Vater, war gleich nach Kriegsbeginn in der Nähe von Lwow gefallen.
Julija und er hatten während Romans erstem Heimaturlaub heiraten wollen, aber dazu war es nicht mehr gekommen.
Deswegen erhielt Julija auch keine Witwenrente.
Es war die Not gewesen, die sie dazu getrieben hatte, als Prostituierte zu arbeiten.
Für Julia waren diese Österreicher Mörder.
Jedes Mal wenn sie einen von ihnen sah –
die meisten leisteten ihren Arbeitsdienst beim Bau der Straße nach Serkow, einige wenige waren
bei der Instandsetzung der von Mirsk nach Wertosk führenden Eisenbahntrasse tätig –,
geriet sie außer sich.

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Informationen zum Buch

Konrad Peter Grossmann
ES IST SO UNENDLICH STILL HIER
Roman
ISBN 978-3-903259-44-7
Verlag am Sipbach
1. Auflage April 2023
Hardcover, Schutzumschlag, Lesebändchen,
620 Seiten, € 38,50

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