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Wird die Leidenschaft eines alternden Mannes für junge, schöne Mädchen zur Obsession,
kann sich eine verhängnisvolle, zerstörerische Leidenschaft entwickeln, die wahrer Liebe keinen Raum lässt.
Italo Svevos unglücklicher Protagonist,
psychologisch wunderbar einfühlsam in seiner Novelle „Der alte Herr und das schöne Mädchen“ porträtiert,
findet in Udo Fellners Roman einen zeitgenössischen Nachfolger,
der sich nicht weniger tragisch, doch ungleich skrupelloser im Netz seiner amourösen Begierden verstrickt.
Anders als sein literarisches Vorbild gestattet der Autor seinem Helden Severin aber eine späte Läuterung.
Das Leiden an den schönen Mädchen wird zum Ausdruck eines schmerzlichen und notabene vergeblichen Versuchs,
die schwindende Jugend und ihre Freuden festzuhalten.

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LESEPROBE

Eine Studentin, die sich in vielen Diskussionen hervorgetan hatte und bei den anderen hohes Ansehen genoss,
erweckte seine besondere Aufmerksamkeit.
Sie studierte – ungewöhnlich genug – Physik und Mathematik und befand sich etwa in der Mitte ihres Studiums.
Sie schien außerordentlich begabt zu sein, wie ihr herausragender Studienerfolg bewies.
Ihre besondere Leidenschaft gehörte der Lösung mathematischer Probleme und logischer Rätsel,
die ihrem analytischen Geist den Widerstand entgegensetzten, den er verlangte.
Ihren Freunden war allgemein bekannt, dass sie sich bereits geraume Zeit an der Binären Goldbachschen Vermutung abarbeitete,
nach der jede größere, gerade Zahl als 2 die Summe zweier Primzahlen sein sollte. Der Beweis dafür stand noch aus.
Sie hatte bereits unendlich lange Zahlenreihen durchforstet, doch bisher war sie erfolglos geblieben,
was ihren Eifer jedoch keineswegs erlahmen ließ, sondern ihn mit geradezu wütender Entschlossenheit vorantrieb.
Mit ihrem bislang ergebnislosen Bemühen um eine Lösung stand sie allerdings nicht allein,
viele vor ihr waren an der von dem Mathematiker Christian Goldbach im 18. Jahrhundert aufgestellten Vermutung schon gescheitert.
Sie gehört zu den ältesten ungelösten Rätseln der Zahlentheorien, was Chiara aber keineswegs daran hinderte,
ihre ganze Energie unverdrossen entweder seiner Erforschung zu widmen oder den Beweis zu erbringen, dass es keine Lösung gibt.
Es war nicht zuletzt auch eine sportliche Herausforderung, die sie mit jugendlichem Ungestüm angenommen hatte.

Als hätte ihre Persönlichkeit damit nicht schon genug an Außergewöhnlichem zu bieten gehabt,
konnte sie auch mit weiteren bemerkenswerten Fähigkeiten aufwarten.
Sie spielte in einem von ihr gegründeten Streichquartett ganz hervorragend das Cello
und besuchte nebenbei erfolgreich Sprachkurse in Spanisch und Italienisch,
was sie bei Treffen mit ausländischen Studenten und auf diversen Reisen schon mehrmals eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte.
Ihr Name war Chiara, die hell Leuchtende, was vermutlich der Italophilie ihrer Eltern zu verdanken war,
aber auch ihrem Aussehen, das ihrem Namen alle Ehre machte, denn sie war in der Tat ausnehmend schön,
zudem von einer liebenswürdigen, uneitlen Wesensart,
die auch in weniger Begabten keine unangenehmen Unterlegenheitsgefühle aufkommen ließ.
Kein Wunder also, dass alle jungen Männer sofort in dieses Wunderwesen verliebt waren.
Doch Chiara hielt sie alle in kühler Äquidistanz von sich, ohne verletzend oder schroff zurückweisend zu sein,
gab aber allen klar zu verstehen, dass sie an mehr als Freundschaft nicht interessiert sei.
Zumindest nicht, bis sie ihr Studium abgeschlossen habe. Daran hielten sich auch alle respektvoll.
Chiara war eben nicht nur geistig, sondern auch als Person eine unbedingte Autorität.
Auch Severin hatte sich anfangs sehr um ihre Gunst bemüht,
war aber schließlich klug genug, ihre Regel zu achten, und wahrte den Abstand, den sie wünschte.
Außerdem war er zu dieser Zeit bereits mit Branka zusammen
und wollte diese Beziehung nicht durch eine Liaison mit einer anderen Frau belasten.

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Informationen zum Buch

Udo Fellner
SEVERINS LEIDEN AN DEN SCHÖNEN MÄDCHEN
Verlag am Sipbach, ISBN: 978-3-903259-42-3
1. Auflage November2022
Softcover mit Klappen
214 Seiten, € 20,90


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