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Magda wird in eine traditionelle Mühlviertler Familie geboren, die sich so sehr einen Stammhalter wünscht.
Dieser nicht erfüllte Wunsch ihrer Eltern und das damals übliche patriarchale Denken
werden ihr Leben von Beginn an prägen.

Auch in ihren Beziehungen gerät sie mehrfach in die Fänge althergebrachter Rollenbilder.
Ihr innerer Kampfgeist und die Sehnsucht nach Freiheit und Gleichwertigkeit melden sich wiederholt.
Dennoch – oder gerade deswegen – erlebt Magda ihr Tal der Tränen.
Am Tiefpunkt ihres Lebens geht sie auf eine Reise, die sich als Wendepunkt erweist.

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LESEPROBE

Seit Magda bewusst Karfreitage erlebte, wusste sie, was Verzichten bedeutete.
Es war jener Freitag im Jahr, an dem in ihrem Alltag vieles, was ihr lieb war, verboten wurde:
Marmelade aufs Frühstücksbrot, Kaffee, Hitradio Ö3 und Müßiggang beim Lesen.
Es war jener Tag, an dem die Mutter das Kruzifix in der Bauernstube genau um 15 Uhr,
der Sterbestunde Jesu, mit einem violetten Tuch verhüllte.
Es war auch der Tag, an dem der Osterschinken gekocht wurde.
Jedes Jahr verbreitete er an diesem Tag seinen himmlischen Duft.
Es war äußerst schwer, der Verführung, daran zu zupfen und eine Mikrofaser des Fleisches in den Mund zu stecken, zu widerstehen.
Fleisch war eben Fleisch, auch in Mikrodosen, und das war verboten.
Es wäre ein doppelter Verrat an den Prinzipien der streng katholischen Familie gewesen.
Erstens am Fastengebot und zweitens am Fleischverbot. 

An einem dieser Karfreitage geschah es jedoch, und Magda würde sich voller Scham ihr Leben lang daran erinnern.
Sie konnte nicht anders. Ihr Genusshunger war einfach zu groß.
Mit zwei Fingern zog sie eine dünne Faser, die wegstand, ab und steckte sie in den Mund.
Alles Fleisch ist offenbar schwach, denn auch der Schinken gab nach.
Welch himmlisches Geschmackserlebnis – und das am Karfreitag.
Die Panik ließ allerdings nicht lange auf sich warten, nur ein paar Sekunden dauerte der Genuss.
Offensichtlich hatten der Himmel und Magda andere Definitionen für „himmlisch“,
denn die Angst vor der Höllenglut hinderte sie am Hinunterschlucken dieser wahrhaft sündhaften Faser.
Erschrocken eilte sie zur Toilette, übergab dieser den fleischlichen Genuss,
spülte mehrmals den Mund aus und sah sich sorgenvoll im Spiegel an.
Selbst dieser hatte in diesem Moment etwas Teuflisches, denn er meinte boshaft grinsend:
„Du musst verzichten lernen!“
Der Spiegel war wohl mit ihrer Mutter, der Kirche und den Kellermonstern, die ihre Hände abbeißen wollten, im Bunde.
 

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Informationen zum Buch

Monika Matscheko
DIE MARIONETTE TANZT NICHT MEHR
Verlag am Sipbach, ISBN: 978-3-903259-49-2
1. Auflage März 2024
Softcover, 192 Seiten, € 22,00
 

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